Wie eine Sucht griff die „Türkenmode“ im 18. Jahrhundert um sich. Auch der kunstsinnige August der Starke war ihr verfallen: Für seine prachtvollen Feste in Polen und Dresden sammelte er osmanische Kunstgegenstände wie Waffen und Zelte oder Kleidung. Auch Sättel und Reitzeuge waren darunter. Diese dienten unter anderem bei der Hochzeit seines Sohnes als Requisiten. Er selbst verkleidete sich gelegentlich als Sultan und ließ im Dresdner Zwinger ein Wachsfigurenkabinett einrichten, das einen Harem darstellte. Zur Eröffnung der „Türckischen Cammer“ – die historische Schreibweise stammt von 1674 – sind orientalische und orientalisierende Kostbarkeiten erstmals nach 70 Jahren in Dresden wieder zu sehen.
Besonders für Klassen lohnt sich ein Besuch der Ausstellung „Türckische Cammer“. So können LehrerInnen den Unterricht noch spannender gestalten.
Geschichte, Kunst und Kultur lassen sich hier hervorragend kombinieren.
Das Residenzschloss zeigt heutzutage Beutestücke, Geschenke und erworbene Objekte, die ein tiefes Interesse des sächsischen Hofes an der fremden Kultur vom 16. bis ins 19. Jahrhundert belegen. Es ist eine der größten Sammlungen dieser Art außerhalb der Türkei. Schon im 16. Jahrhundert hatte Kurfürst Christian I. mit dem Sammeln für eine orientalische Schatzkammer begonnen. Bei zahlreichen der osmanischen Herrlichkeiten handelt es sich um Kriegsgerät, das durch Material und Verarbeitung den Rang von Kunst erhält. Einzelne Werke sind, inspiriert von osmanischer Kunst, in europäischen Werkstätten geschaffen worden. Dazu gehört die Johann-Michael-Garnitur (1610 -1612) aus Prag. Sie ist ein reich verziertes Prunk-Reitzeug und besteht aus Sattel, Schabrake und Kopfgestell. Außerdem aus Brust- und Schweifriemen, Zügel und Kehlbehang. Dazu gehören zudem Sporen und entsprechende Waffen.
August der Starke ließ über seinen Gesandten Johann Georg Spiegel Kunstgegenstände, sowie Kamele und Araberpferde nach Dresden bringen. Der Kurfürst und König bereicherte die Sammlung auch um Textilien für barocke Festlichkeiten. Darunter befindet sich ein bis heute gut erhaltenes 20 Meter langes Zelt, das für die Besucher im aufgespannten Zustand zu erleben ist. Die Präsentation der „Türckischen Cammer“ war bis 1942 letztmalig vollständig im „Johanneum“ ausgestellt. Sie ist eine Museumsneuschöpfung des Oberkonservators Holger Schuckelt. Auf 750 Quadratmetern werden 600 Objekte inszeniert. In abgedunkelten Räumen werden die faszinierenden Kunstwerke gruppenweise angeordnet und treten so besonders gut hervor. Die zweifach entspiegelten und klimatisierten Vitrinen wurden, wie die acht geschnitzten Araberpferde speziell angefertigt. Die „Türckische Cammer“ lädt zu einer Entdeckungsreise in die Welt des jahrhundertelangen, engen Austauschs zwischen der türkischen und der deutschen Kultur ein. Eine besondere Attraktion für Schülerinnen und Schüler.
„Türckische Cammer“:
- Öffnungszeiten: täglich – außer dienstags
- Ort: Residenzschloss Dresden (Eingang Sophienstraße oder Schlossstraße)

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