Klassenfahrten bieten eine wunderbare Chance, neue Städte kennenzulernen.
Viele Schüler:innen aus deutschen Klassen, haben das Ziel nach dem Abitur ins Ausland zu ziehen. Was aber meist hinter verschlossenen Türen nicht sichtbar ist, ist die Wohnungsnot. Weil die Mieten hoch sind und der Markt hart umkämpft ist, leben manche Menschen auf wenigen Quadratmetern.
„Es tut mir leid, Ihnen meine Wohnbedingungen zu zeigen.“ Anstatt anderen die Verantwortung für seine missliche Lage zu geben, entschuldigt sich Jose Lopez bei den Vertretern der französischen Stiftung Abbe Pierre, die ihn besuchen. Einen Hocker hat er hier, ein Tischchen, ein kleines Küchenmöbelstück mit Spüle. An den niedrigen Wänden stehen Bücher Ordentlich aufgereiht, in einer Ecke hängen Jacken auf Kleiderbügeln. Jeder kostbare Zentimeter wird ausgenutzt.
So haust der Rentner auf ein paar Quadratmetern unter dem Dach eines Gebäudes im 14. Arrondissment von Paris. Dafür bezahlte er in den vergangenen Jahren eine Monatsmiete von 450 Euro – insgesamt 124000 Euro. Das hat die Stiftung Abbe Pierre ausgerechnet, die Jose Lopez Situation nun öffentlich machte. Diese ist nach dem früheren Kapuzinerpriester und Gründer der Wohltätigkeitsorganisation Emmaus benannt und kämpft gegen die Wohnungsnot in Frankreich, welche Paris als eine der teuersten Städte Europas besonders betrifft. Anhand von Lopez Beispiel prangert die Stiftung das Problem der illegalen Mini-Behausungen an. So klein sie auch sind, sie finden doch stets Absatz – zu angespannt ist der Immobilienmarkt in der Metropole. Größere Wohnungen teilen Mietwucherer, auf Französisch „Händler des Schlafes“ genannt, auf, um maximalen Profit zu erzielen. „In Frankreich hat verdeckter Markt von Wohnungen in schlechtem Zustand entwickelt. Es fehlt an Sozialwohnungen“, sagt Christophe Robert, Generalbeauftragter der Stiftung Abbe Pierre. Auf 7000 schätzt diese die Zahl der Mikro-Unterkünfte in Paris.
Legal sind sie nicht: Eine „angemessene“ Wohnung hat laut dem französischem Recht eine Fläche von mindestens neun Quadratmetern mit einer Decke von wenigstens 2,20 Metern. Doch gerade Student:innen, Rentner:innen, Arbeitslose und Geringverdiener finden oft keine bezahlbare Wohnung in Paris, wo der Quadratmeterpreis für Miete im Schnitt rund 35 Euro liegt, jeweils abhängig vom Stadtviertel. Viele, vor allem Schüler:innen, akzeptieren lieber ein winziges Zimmerchen, als in einen abgelegenen, aber günstigeren Vorort zu ziehen.