Eine Klassenreise nach Leipzig lohnt sich für Schüler:innen und Lehrer:innen gleichermaßen. Ein Anlaufpunkt ist dabei das Panometer. In wechselnden Ausstellungen erhält die Schulklasse einen bewundernswerten Rundumblick. Um die Schüler*innen auf den Besuch vorzubereiten, können Lehrer*innen mit der Schulklasse auch über vergangene Ausstellungen sprechen. Der folgende Artikel veranschaulicht beispielhaft, was die Schulklasse erwartet.
Blühende Landschaften
Yadegar Asisi hat ein fröhlich-buntes Panorama in Leipzig geschaffen. Und damit einer Kollegin ein Denkmal gesetzt.
Gespannt blickt die riesenhafte Katze mit ihren gelbgrünen Augen die Besucher, darunter auch zahlreiche Schüler:innen, an. Nicht weit von ihr bestäubt eine Honigbiene eine Kamillenblüte – in 25 Metern Größe. Der Künstler Yadegar Asisi zeigt zurzeit im Dresdner Panometer die zerstörte Stadt nach den Bombardements von 1945. Außerdem hat er an seinem Stammsitz im alten Leipziger Gasspeicher eine neue, faszinierende Bilderwelt erschaffen: „Carolas Garten – Rückkehr ins Paradies“. Das Panorama erlaubt den Blick in eine bunte, hundertfach vergrößerte Welt von Blumen und Gräsern; Kräutern und Kompost aus der Sicht eines Insekts.
32 Meter hoch und über kreisrunde 110 Meter Länge erstreckt, wirkt Asisis Leipziger Kleingarten mit seinen schillernden Farben und lichtdurchfluteten Wegen wie ein exotisches Paradies. Wären da nicht eine Sitzecke mit Hollywoodschaukel, ein Gewächshaus samt Hobbygärtner und ein spielender Junge samt Plastiklaster, über dessen knallrotes Fahrerhaus eine Schnecke kriecht. Der 63-jährige Künstler hat in den 70er-Jahren an der TU Dresden Archiektur studiert. Heute lebt er in Berlin. Er hat darauf verzichtet, nur eine heile Welt darzustellen. Er zeigt die Natur, wie sie ist: Mit halb verrottenden Äpfeln, zertretenen Schneckenhäusern und einer toten Ratte voll grüner Fliegen.
Das Geheimnis der toten Kollegin
Das Rundbild erlaubt neue Einsichten und Details. Die erscheinen zwar bekannt, bleiben aber normalerweise für das menschliche Auge unsichtbar. In der Mitte des zur Mega-Galerie umfunktionierten Gasometers können Schüler*innen zudem auf eine 15 Meter hohe Plattform steigen. Von hier aus lässt sich der Garten aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Eigens für das neue Panorama komponierte Musik und Lichtwechsel sorgen dabei für sich stets verändernde Tag- und Nachteindrücke.
Entstanden sind die Ideen und Elemente des Kunstwerks im gepflegten Garten hinter dem Haus seiner 2015 gestorbenen Kollegin Carola. Als Mitarbeiterin im Leipziger Panometer war sie viele Jahre die Frau, die sich um alles kümmerte. Sie hielt alle Fäden in den Händen. Sie ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Außerdem blieb sieh immer freundlich und gelassen.
„Ich habe mich oft gewundert, woher sie wohl diese Großzügigkeit nahm“, erzählt Asisi. Als er den Garten nach ihrem Tod das erste Mal besuchte, habe er das Geheimnis ihrer Güte begriffen: „Dieses Stückchen Kulturlandschaft muss ihr Energiepool gewesen sein. Sie war eine Gärtnerin in jeder Hinsicht: hegend, kümmernd, voller Achtsamkeit.“
Panorama aus allen vier Jahreszeiten
Doch auch wenn das Panorama einen realen Garten zum Ausgangspunkt hat, ist die Szenerie von Asisi gestaltet und künstlerisch verdichtet. Er stellt natürliche Elemente, die in der Natur nicht zusammentreffen könnten, nebeneinander. Er verwebt diese Elemente miteinander. So zeigt das Panorama auch aus allen vier Jahreszeiten gleichzeitig.
Im Rundgang um das Hauptwerk sind rund 100 Aquarelle, Zeichnungen, Acrylmalereien und Fotografien zu sehen. Aber auch ein zwölfminütiger Film über den Originalgarten kann von den Schüler*innen angeschaut werden. Asisi und sein Team haben dort drei Jahre lang immer wieder Fotos gemacht. Aber auch Skizzen zeugen von den Veränderungen der Natur im Laufe der Jahreszeiten. Auch zwei Biologen und ein Fotograf, der auf hochauflösende Elektronenmikroskopie spezialisiert ist, haben an der Entstehung mitgearbeitet.
Die überwältigende Schönheit und die Verletzlichkeit sind seit den ersten Rundum-Panoramen 2003 ein wichtiges Anliegen in Asisis Arbeiten für Leipzig. Nach dem Beginn am Mount Everest folgten mit Amazonien der tropische Regenwald und das Great Barrier Reef in Australien. Als nächstes Projekt folgte die Antarktis.

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