Die Frauenkirche altert charmant und gefällt auch Schülerinnnen und Schüler auf Gruppenfahrt. Zehn Jahre nach dem Wiederaufbau sind fast überall Benutzungsspuren zu erkennen, trotz regelmäßiger Pflege. Architekt Thomas Gottschlich findet das völlig in Ordnung. Es sei nie Ziel gewesen, künstlich einen Neuzustand zu behalten, sagt er. Nun wacht der 50-Jährige als Leiter der Kirchenbauverwaltung für die Stiftung Frauenkirche darüber, dass es dem imposanten Kuppelbau gut geht. Zur nie endenden Aufgabe gehört es, die Kirche ständig zu beobachten, vorausschauend zu planen und, wenn nötig, schnell einzugreifen, sagt er.
Oft kommen Schulklassen zu Besuch und bauen die geschichtsträchtige Kirche als Programmpunkt in ihre Klassenfahrt nach Dresden ein. 15 Millionen BesucherInnen kamen bisher in die offene Kirche. Rechnet man die TeilnehmerInnen von Gottesdiensten und Konzerten hinzu, sind es fast 20 Millionen.
Die Stiftung hatte anfangs mit 2500 BesucherInnen am Tag gerechnet, nun sind es in Spitzenzeiten bis zu 10.000. In den Morgenstunden beginnen die ersten Vorbereitungen für die Besichtigungen, an denen zahlreiche Schülerinnen und Schüler teilnehmen.
Die Frauenkirche hat eine lange und spannende Geschichte
So verbindet sie die Kultur Deutschlands mit dem christlichen Glauben und der Geschichte Deutschlands. Auch Architektur und Physik realisieren sich in diesem beeindruckenden Bauwerk. Schließlich war beim Wiederaufbau einiges zu beachten. Für den Aufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche wurden Naturmaterialien wie Sandstein und Holz verwendet. Und nicht nur das: Einige Steine stehen schon über 200 Jahre an ihrem Platz, andere kamen erst mit dem Wiederaufbau hinzu. Sie reagieren aufeinander, müssen erst ihr Gleichgewicht finden. Noch stehende Ruinenteile wurden in den Wiederaufbau einbezogen. Diese sind jedoch nicht im Lot. Als die Kirche ausbrannte, gab es Temperaturen von mehr als 800 Grad, die veränderten selbst Steine. Wie schief die Mauerreste nun sind, lässt sich gut an den Eingängen E und F erkennen.
Einige Steine wirken angeknabbert. „Um authentisch zu bleiben, wurden diese Teile nur restauratorisch behandelt“, erklärt Gottschlich. Die Sandsteinfuge dahinter wurde extra mit einer auffälligen Oberfläche gestaltet, so lassen sich die Originalteile auch nach Jahrzehnten, wenn der Sandstein überall dunkel ist, gut erkennen. LED-Leuchten helfen beim Sparen.
Mehr als eine halbe Million Euro sind für den Erhalt der Frauenkirche im Jahr erforderlich. Jeweils 100.000 Euro entfallen auf Wartung und Reinigung. 150.000 Euro benötigt Gottschlich für die notwendigen Instandhaltungen, 160.000 Euro bezahlt die Frauenkirchen-Stiftung für Strom und Fernwärme.
Oft sind es auch scheinbar kleine Dinge. „Wir konnten beispielsweise erst 2009 beim TÜV durchsetzen, dass wir die Fenster auch manuell zum Stoßlüften öffnen können. Zuvor wurde das ausschließlich durch Lüftungsmotoren gesteuert“, erklärt der Hüter des Hauses.
Das beeindruckende Bauwerk mit der ganzen Klasse besichtigen
Seit 2008 bleibt die Frauenkirche aber jeweils für eine knappe Woche im Jahr geschlossen. So kann sie in Ruhe geputzt werden. 922 Meter Handläufe werden geschliffen und kleine Schäden ausgebessert. Das habe sich sehr bewährt. Seit 2009 wird der Kirchenraum durch LED-Leuchten erhellt. 178 dieser Lampen kamen auch in die Treppenhäuser. Das führte dazu, dass die Ausgaben für die Beleuchtung deutlich sanken. Manches ist nach zehn Jahren auch einfach technisch veraltet. So musste die Gebäudeleittechnik einschließlich des Hauptrechners für die Lichtsteuerung im vergangenen Jahr ausgetauscht werden. Die neuen Server stecken hinter schlichten weißen Türen in den Seitenbereichen. 80.000 Euro hat die neue Technik gekostet.
Mehrere Jahre kämpfte die Frauenkirche auch mit Schimmel, der besonders in den Treppenaufgängen gute Bedingungen fand, weil Feuchtigkeit durch die Sandsteinwände dringen konnte. Ein Spezialanstrich im Inneren sorgte für Abhilfe. Apropos Sandstein. Das Postaer Material saugt sich besonders schnell voll Wasser. Erste allmählich werden die Poren an der Oberfläche durch Ablagerungen nach chemischen Prozessen gefüllt. Der Sandstein verwittert und setzt langsam „Patina“ an – ein begrüßenswerter Zustand. An den einzelnen Treppentürmen herrscht ein unterschiedliches Mikroklima.
Mörtel muss elastisch sein
So ist beispielsweise der Treppenturm A eineinhalb bis zwei Grad wärmer als das Bauwerk an der gegenüberliegenden Seite.
Die Frauenkirche ist ständig minimal in Bewegung. Deshalb wurde auch der Mörtel etwas elastischer gemacht. An drei verschiedenen Stellen sind Proben angebracht. Für den Fall, dass einmal die Türme neu verfugt werden müssen, gibt es damit Vergleichsmaterial. Doch bisher gibt es keinen Grund zur Sorge. Auch die kürzliche Kontrolle des Kuppelanlaufs sowie der Fugen und Bleche verlief ohne Beanstandung.
Für Schulklassen ist die Frauenkirche in jedem Fall einen Besuch wert.
Vor allem durch ihre Architektur nach dem Wiederaufbau und ihrer Geschichte ist sie ein beliebtes Ausflugsziel. So lädt die Kirche zu einer Besichtigung auf der nächsten Schulfahrt ein.

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