In Städten wie Florenz und Venedig ist der Tourist zur Plage geworden. Und auch Klassenfahrten machen zumindest einen Teil des Tourismus aus. Tourist:innen zerstören, was sie sehen möchten. Doch dafür gibt es Lösungsansätze.
Die Uffizien in Florenz führen laut “Times” ein neues Tickes-System ein. Schüler:innen und Lehrer:innen, die früh am Morgen kommen, bezahlen weniger Eintritt für die Galerie. Das gilt auch für Klassenfahrten im Winter. Am meisten bezahlen SchülerInnen und Begleiter:innen, die mittags und im Sommer zu Gast sind. Diese Maßnahme soll den sogenannten “Hit-and-Run-Tourismus” eindämmen. Direktor Eike Schmidt denkt dabei vor allem an diejenigen, die ein Selfie vor Botticellis “Venus” machen möchten. Lehrer:innen oder Referendar:innen sollten Ihre Schüler:innen dahingehend im Vorfeld gut aufklären. Laut Eike Schmidt sind die meisten Besucher “Hit-and-Run-Touristen”. Innerhalb weniger Jahre hat sich deren Anzahl auf fast zwei Millionen nahezu verdoppelt.
Tourismus ist vielerorts eine Plage
In der Tat ist der Tourist vielerorts zur Plage geworden. Er zerstört, was er sehen möchte. Dessen sollten sich Reisende bewusst sein. Schüler:innen können hier schon sensibilisiert werden. Beim Besuch der “Mona Lisa” im Louvre muss man sich in der Regel mit dem Studium asiatischer Hinterköpfe begnügen. Auf Mallorca stürmten Aktivisten ein Restaurant. Sie hielten den Gästen ein Plakat mit der Aufschrift »Der Tourismus tötet Mallorca« entgegen. In Barcelona wurde ein Reisebus gestoppt. Seine Reifen wurden zerstochen. In Venedig klebten laut “Corriere del Veneto” im Sommer vergangenen Jahres Flugblätter an den Wänden. Das war nahe San Giovanni in Bragora, einer der ältesten Kirchen der Stadt. Darauf war zu lesen: “Turists go away!!! You are destroying this area!”
Maßnahmen für den Tourismus
Wahrscheinlich sind deshalb die Maßnahmen in den Uffizien nur ein erster Schritt. Kürzlich war auf der Internetseite des norwegischen Rundfunks etwas Interessantes zu lesen. Artikel dürften demnach nur kommentiert werden, wenn sie auch gelesen wurden. Das sollte durch einen Fragebogen nachgewiesen werden. So etwas könnte man sich auch für große Museen vorstellen. Etwa, bevor man überhaupt ein Ticket erwerben darf. Man müsste dann den Besuch eines mindestens zweistündigen Seminars über den Künstler Botticelli nachweisen. Schüler:innen könnten die Behandlung im Unterricht durch ihre Lehrer:innen bezeugen lassen. Wer den anschließenden Test nicht besteht, kann sich maximal in der Museums-Boutique ein wenig umsehen.
Wie wäre es außerdem mit Hotspots am Brenner? Italienische Konsularbeamte könnten die Reisenden hier in echte Kunstinteressierte, Kulturheuchler, Vollbanausen sowie Schlechtwetterflüchtlinge unterscheiden. Wer flüssig aus Dantes “Inferno” zitiert, wird in die Toskana durchgelassen. Für Schüler:innen geht dieses System wohl noch nicht ganz auf.
Quotenregelungen werden überlegt
Für Mallorca wäre eine Quotenregelung vorstellbar. Wippt einer beim zehnmaligen Vorspielen von “Ein Bett im Kornfeld” auch nur ein wenig mit den Zehen, darf er höchstens einmal alle zwanzig Jahre auf die Insel. Stattdessen bekommt er eine Jahreskarte für das tropische Rutschen-Paradies. Aber das dürfte für Schüler:innen vielleicht gar nicht so übel sein.
Manch einer schlägt vor, Menschen für ihre Abwesenheit zu bezahlen. Die Idee ist, ihnen Geld zu geben, wenn sie die Uffizien, Gesamtflorenz, Rom und auch Venedig nicht betreten. Für ein Jahr Abwesenheit gibt es das Postkartenset »Große Maler der Renaissance«. Zwei Jahre Abwesenheit werden mit anderthalb Pizza-Gutscheinen in einer Pizzaria innerhalb der deutschen Grenzen entgolten. Drei Jahre werden mit einem beigefarbenen Seniorenkostüm Modell »Tagesausflug Dresden« belohnt. Für lebenslangen Verzicht erhalten die Betreffenden ein leistungsloses Grundgehalt aus Spendenmitteln der UNESCO und einen ausrangierten VW-Diesel für Ausflüge zum nächsten Baggersee. Ansonsten darf das eigene Stadtviertel nicht verlassen werden.
Zuwiderhandlungen werden mit Besichtigung der Innenstadt von Gera bestraft. Ob das Schüler:innen und Lehrer:innen von ihren Abschlussfahrten und Klassenfahrten abhält, wird sich jedoch erst noch zeigen.