Warum wird der Reisebus für die Klassenfahrt immer teurer? Ein Nachtrag.
In diesem Artikel wurde bereits ausgeführt, dass die Kosten für einen Bus mit Chauffeur in 2024 um ca. 400 EUR im Vergleich zu 2019 gestiegen sind. Welche Gründe hat diese Preisentwicklung? Die Internetseite www.busmagazin.de hat die Reisebusunternehmen befragt. Als größte Baustelle benennen die Unternehmer die Personalsituation. Auch die Bürokratie und die Kostenentwicklung trüben die Stimmung ziemlich ein. „Unsere Umfrage zeigt ein vielschichtiges Bild mit Sonnenseiten und dem Fahrpersonalmangel als riesigen Schatten,“ so kommentiert Andriana Sakareli vom NWO, dem Verband Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen, das Umfrageergebnis.
Fachkräftemangel und Konkurrenzsituation
In vielen Berufssparten mangelt es derzeit an Fachkräften. Das gilt nicht nur für das fahrende Gewerbe. Aber hier ist die Konkurrenz untereinander besonderes groß. Die Bahn sucht Zugführer, die Stadtwerke Straßenbahnfahrer, die Kommunalbetriebe Fahrer für den Garten- und Landschaftsbau und die Müllabfuhr. Dann sind da noch die Speditionsunternehmen, die ebenfalls Personal für den Nah- und Fernverkehr benötigen. Erschwerend hinzu kommt, dass vom benachbarten Ausland Fachkräfte abgeworben werden. Oftmals gibt es dort mehr zu verdienen. Bei aller Freude an der Arbeit, muss diese auch vernünftig bezahlt sein.
Infrastrukturumbau 2024
Ein weiterer Punkt: Die marode Schieneninfrastruktur in Deutschland soll ab 2024 endlich in Schuss gebracht werden. Die Deutsche Bahn plant in den kommenden Jahren sogenannte Korridorsanierungen. Einzelne Hauptabschnitte des Netzes sollen generalsaniert werden. Sie sind dann für diesen Zeitraum komplett gesperrt. Es geht um insgesamt 43 Strecken mit einer Gesamtlänge von circa 4.200 km. Diese Schienenwege werden bei einer in der Regel fünf Monate dauernden Vollsperrung ab 2024 bundesweit runderneuert. Die Lücken im Schienennetz sollen vor allem mit Bustransfers geschlossen werden. Pro Zug werden ca. 15-20 Omnibusse und die entsprechende Zahl an Fahrern inklusive Wechselbesatzungen benötigt. Allein bei der Schnellfahrstrecke „Riedbahn“ zwischen Frankfurt und Mannheim klafft 2024 eine Lücke von gut 70 km. Diese soll entweder per Zugumleitungen beim ICE oder per Bus beim Regionalverkehr überbrückt werden. Die Nachfrage nach Fahrzeugen und Fahrern wird entsprechend steigen.
Was folgt daraus?
Wer einen Reisebus für eine Klassenfahrt mit einem engagierten Fahrer haben will, muss heute deutlich tiefer in die Tasche greifen. Vor allem bei mehrtägigen Klassenfahrten ins Ausland ist es wichtig, dass die Lehrerinnen und Lehrer sowie das Unternehmen sich auf das Personal verlassen können. Wenn nun im Schienenersatzverkehr höhere Gewinne zu erzielen sind, wird der Busunternehmer nicht lange abwägen müssen, welchem Kunden er seine gefragten Kapazitäten zur Verfügung stellt. Bedauerlicherweise genießen Schülerinnen und Schüler bei den Omnibusunternehmen nicht immer das vorteilhafteste Image. Auch das ist leider ein Teil der Wahrheit. Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise künftig gehen wird.