Wie die Frauenkirche zum Mittelpunkt der Siedlung wurde
Drei kleine hochwassersichere Erhebungen dominierten im frühen Mittelalter die Landschaft, wo Weißenritz und Kaitzbach in die Elbe mündeten. Die Niederungen hingegen waren feucht und sumpfig. Heute können Schüler:innen davon nicht mehr viel zu sehen. Dafür kann die Klasse auf der Schulreise nach Dresden auf den drei ehemaligen Hügeln jetzt die Frauenkirche, der Altmarkt und das Schloss sehen. Und nicht von ungefähr blieben sie bei der großen Flut von 2002 trocken. Es waren deutsche Missionare:innen, die vermutlich im späten 10. Oder frühen 11. Jahrhundert den ersten der drei Hügel besetzten und eine kleine Holzkirche bauten. Sie war der Mutter Gottes geweiht, Maria, „Unser Lieben Frauen“. Recht schnell setzte sich aber ein andere Name durch: Frauenkirche. Schon der erste Kirchenbau war hochwassersicher. Er stand auf der mit 113,5 Metern höchstgelegenen der drei Kuppen und damit knapp zehn Meter über dem Wasserstand der Elbe. Das kleine mittelalterliche Gotteshaus war eine der ersten Urkirchen, die im Elbtal zwischen Meißen und Pirna entstanden. Die heidnischen Slawen im Gau Nisani sollten christianisiert werden. Neben den Missionaren:innen gab es anfangs nur wenige Deutsche im Tal. Das änderte sich ein paar Jahrzehnte später, im 12. Jahrhundert, mit der deutschen Ostsiedlung. Die alteingesessenen Slawen und die deutschen Neuankömmlinge lebten recht friedlich miteinander. Ein gemeinsamer Anker dabei war sicherlich auch die Frauenkirche als gesellschaftlicher, kirchlicher und kultureller Mittelpunkt. Die Siedlungen im Elbtal wuchsen. Zu den Bauern, Bäuerinnen und Fischern, Fischerinnen gesellten sich Handwerker:innen und Fernhändler:innen. Die Frauenkirche lag zentral. Von hier aus führten Wege nach Wilsdruff, Pirna und in das Freitaler Becken. Auch eine nahe Elbefurt war sicherlich ein weiterer Grund, warum das Gotteshaus genau hier gebaut wurde. Die Furt war nur bei gutem Wetter und Niedrigwasser passierbar. Oft mussten die Händler:innen ihr Lager aufschlagen und warten. Viele Stadtgründungen jener Zeit gingen auf solche Kaufmannssiedlungen zurück. Befestigte Städte boten einfach mehr Sicherheit und Schutz. Mit den Silberfunden im Erzgebirge um 1168 war es mit der Ruhe im Elbtal vorbei. Die Funde belebten den Handel und das Handwerk, zogen neue Siedler:innen an, spülten Geld in die Kassen der Wettiner und weckten Begehrlichkeiten anderer. In jener Zeit setzte auf dem Gebiet der heutigen Altstadt eine Bautätigkeit ein, die das Tal so noch nicht gesehen hatte. Es entstand eine planmäßig angelegte Stadt mit Häusern, einer Brücke und Stadtmauern. Die vorhandenen alten Straßen wurden dabei mit eingebunden. Wer genau der Gründungsvater Dresdens war, darüber schweigen die Urkunden. Doch es gibt Indizien. Vor allem der Bischof von Meißen, der herzog und spätere König von Böhmen und der Burggraf von Dohna als Vertreter des deutschen Kaisers konkurrierten mit den Wettinern um die Wege, Furte und Siedlungen. Spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts setzten sich aber die Wettiner durch. In einer Urkunde von 1216 unterzeichneten sie mit der Formulierung „in civitate nostra“- „in unserer Stadt“ Dresden. Sie errichteten ihre erste Residenz vermutlich auf der zweiten der drei Erhebungen, dem 112,5 Meter hohen Taschenbern. Die Burggrafen von Dohna könnten auf einem Plateau am Elbufer den dort nachgewiesenen herrschaftlichen Hof genutzt haben. Rätselhaft bleibt, dass die Frauenkirche als wichtigste Kirche der neuen Stadt vor den Toren lag. Vermutlich spielte die Konkurrenz zwischen kirchlicher und weltlicher Macht eine Rolle. Die neue Stadt umfasste rund 600 kleine Parzellen, einzeln nicht größer als 60 bis 120 Quadratmeter. Schrittweise wurden auch die feuchten Gebiete trockengelegt, um Bauplatz zu gewinnen. In einer anderen Liga spielten die Bauherren, Bauherrinnen am Altmarkt. Hier sind immerhin 24 Parzellen mit mehr als 300 Quadratmetern Fläche nachweisbar, in 113 Metern Höhe ebenfalls recht hochwassersicher auf der dritten der drei Erhebungen. Für Kaufleute der ideale Platz, ihre Waren trocken zu lagern. Historiker:innen gehen heute davon aus, dass sowohl die Burggrafen von Dohna, als auch die Wettiner die ersten Jahre der jungen Stadt prägten. Unbestritten ist jedoch, dass vor allem die kleine „Unser Lieben Frauen“ gestiftete Kirche Menschen angezogen hatte, die sich hier niederließen, als Handwerker:innen arbeiteten, Handel trieben und schließlich dafür sorgten, dass aus einer kleinen Siedlung eine befestigte Stadt wurde.
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