Eine Klassenreise nach Niedersachsen hält viel Spannendes für Schüler und Schülerinnen bereit. Einen besseren Bezug zur Zielregion erhalten die Schüler:innen, indem ihre Lehrer:innen sie thematisch auf die Klassenfahrt vorbereiten.
Saurierspuren, Urmeersalz, Solebad: Im Osnabrück Land können sich Schulklassen auf eine spannende Zeitreise begeben. Und nebenbei noch etwas für ihre Gesundheit tun.
Es war einmal vor 150 Millionen Jahren, da war die Küste nicht 200 Kilometer entfernt. Ein Urmeer, das Germanische Becken, erstreckte sich über weite Teile Ost- und Mitteleuropas. In Barkhausen im Osnabrücker Land hinterließen elf Saurier auf einer Sandbank am Meeresufer ihre Fußabdrücke. Die vierbeinigen Pflanzenfresser gingen in nördliche Richtung. Die zweibeinigen Fleischfresser hingegen gingen in die südliche und westliche Richtung.
Zu Besuch beim König des Salzes
Boris Grönemeyer zeigt stolz auf die Fährten, die sich bis heute erhalten haben. Aber warum laufen die senkrecht? „Das sind Bodenaufwerfungen“, erklärt der Mann mit dem Wuschelbart. Er zeigt dabei auf eine Tafel, die das Geschehen wiedergibt. Dann weist er auf lebensgroße Saurier-Nachbildungen, die die Geschichte veranschaulichen sollen. „Beeindruckend, nicht?“ Boris Grönemeyer ist ein Großneffe des Sängers Herbert Grönemeyer, hat mit Gesang aber wenig am Hut. Sein Interesse gilt den Dinospuren, die deutschlandweit wohl einmalig sind. Und dem Stück Erde, das sich darunter findet.
Denn: Das Urmeer gibt es noch immer. Es ist in Tonschichten 800 Meter tief unter der Gemeinde Bad Essen eingeschlossen. Mit fast 32 Prozent hat es einen höheren Salzgehalt als das Tote Meer. Boris Grönemeyer und seine Eltern sind Salzbauern. Sie gewinnen das wertvolle Urmeersalz durch schonende Trocknung. „King of Salt“ nennt sich der kleine Familienbetrieb. Täglich werden hier rund 20 Kilogramm aus einer Solequelle handwerklich herstellt. Exportiert wir es auch ins Ausland. Beliebt ist vor allem Salzspray, das teilweise mit Direktsäften verfeinert ist. „Zu unseren Produkt mussten wir uns keine Geschichten ausdenken – die Geschichte war schon da“, sagt der studierte Werbefachmann.
Kurorte mit maritimer Vergangenheit
Die Salz- oder besser Erdgeschichte hat der ganzen Region ihren unverwechselbaren Stempel aufgedrückt. Das Bäderviereck Bad Essen, Bad Laer, Bad Iburg und Bad Rothenfelde lebt seit langem mit und von dem kostbaren Erbe. Der Siegeszug des Grönemeyer-Urmeersalzes begann 2010 zur damaligen Landesgartenschau in Bad Essen. Tatsächlich reicht die ursprüngliche Nutzung der Sole aber bis ins Jahr 1200 zurück. Ein Lehrpfad im Salzgarten neben dem imposanten Gradierwerk zum Inhalieren erzählt im Sole-Kurort davon. Ein beheiztes Sole-Freibad gibt es außerdem. Und auch andere Kurorte setzen auf ihre maritime Vergangenheit.
Bad Rothenfelde ist das bedeutendste der vier Bäder. Hier stehen gleich zwei gigantische Gradierwerke im Kurpark. Das Neuere ist 200 Jahre alt. Mit 413 Metern ist es das längste in Westeuropa. Das ältere Gradierwerk gleich nebenan wurde noch 50 Jahre früher erbaut. Es ist 114 Meter lang. Bis 1989 waren es noch 187 Meter.
Heiliges Wasser
„Ein englisches Militärflugzeug hat damals die Schallmauer durchbrochen, und die Vibration brachte es teilweise zum Einsturz“, erzählt Ralf Huber. Der Gästeführer steigt auf das zehn Meter hohe Dach des Gradierwerkes. Auch von hier oben kann man die Grundpfeiler der damaligen Ausdehnung sehen. Und man erkennt die ursprünglich holländischen Windmühlen, die die Sole aus den Katakomben heraufpumpen. Spannend ist die Funktionsweise so einer Soleverrieselung, die Ralf Huber genau erklären kann.
Das Salzwasser in Bad Rothenfelde kommt sogar aus einer Tiefe von 3000 Metern. Auch Kohlensäure bringt es nach oben. Das alles hat an jenem 19. September 1724 noch keiner geahnt. Leckende Kühe machten damals auf den kostbaren Rohstoff aufmerksam. Der frühere Bischof wollte mit dem Salz reich werden. Er beschäftigte bis zu 1.200 Leute in einem Siedewerk. „Das war eine Dreckschleuder, denn für ein Kilo Salz wurden 120 Kilo Steinkohle verheizt“, erklärt Ralf Huber. Erst Napoleon wirkte 1811 auf die gesundheitsfördernde Wirkung der Sole hin. Er ließ während der französischen Besatzungszeit seine verwundeten Soldaten damit heilen. Ganz Rothenfelde soll neun Jahre lang als Lazarett gedient haben. Seitdem gilt die Sole als „heiliges Wasser“.
Das Leben der Erde
Heute werden die Gradierwerke vor allem als Wahrzeichen von Bad Rothenfelde erhalten. Allein die Erneuerung der 11.000 Quadratmeter großen Berieslungsfläche aus Schwarzdorn-Ästen oder Schlehe kostet Zigtausende Euro. Im Gegenzug locken die Anlagen zahlreiche Wochenendausflügler an. Aber auch die Gäste aus den Kliniken und alle zwei Jahre die Besucher der „Lichtsicht“-Biennale, einer berühmten Kunstprojektion.
Hinter vorgehaltener Hand wird allerdings von einem gewissen Gerangel der Bäder untereinander erzählt. Bad Rothenfelde betreibt seit Jahren das Carpesol. Das Carpesol ist eine schöne Natursole-Therme mit reichhaltiger Saunalandschaft. Der Nachbarort Bad Laer zog vor zwei Jahren mit einer eigenen Gesundheitstherme Solevital nach – offenbar ohne sich mit den anderen abzusprechen. Das sorgte für Verstimmung. Dabei schöpfen alle aus der gleichen Jahrmillionen alten Erdgeschichte und sind als Landkreis in einem ganz besonderen Status vereint. Osnabrück ist nämlich die einzige Großstadt Deutschlands, die inmitten eines Naturschutzgebietes liegt – dem Natur- und UNESCO-Geoprak Terra.vita. Übersetzt heißt das: das Leben der Erde.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google Maps. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen