Informationen für Klassenfahrten
Der bandagierte Kopf wurde in einer Schule gefunden. Jetzt ist klar: Er ist mindestens 2 000 Jahre alt. Dieses Objekt hätte wohl manches Museum gerne, doch es liegt in einer Box im Weißeritzgymnasium. Und noch weiß Schulleiterin Jeanette Ittermann nicht genau, wie nun weiter mit dem seltsamen Ding. Es handelt sich um einen mumifizierten Kopf. Er ist teilweise bandagiert. Die freiliegende Haut hat eine dunkelbraune Färbung angenommen. An zwei Stellen ist sie eingebrochen und der Schädelknochen schaut durch. Die zurückgezogenen Lippen geben den Blick auf die obere Zahnreihe frei. Als Lehrer bei einer Entrümplungsaktion den Kopf im vergangenen Jahr aus der hintersten Ecke eines Schranks hervorholten, wusste keiner so genau, um was es sich nun genau handelte. Jetzt ist klar: Der Schädel stammt aus dem alten Ägypten. Ein Experte schätzt sein Alter auf 2000 bis 3000 Jahre. Der junge Mann starb Mitte 20 eines unnatürlichen Todes, wurde einbalsamiert, bandagiert und blieb so der Nachwelt erhalten. „Wir waren auch ganz schön überrascht“, kommentiert die Schulleiterin die Untersuchungsergebnisse. Sie hatte damit gerechnet, dass es sich um eine Fälschung oder ein für den Schulunterricht angefertigtes Schauobjekt handelte. Eine Lehrerin des Weißeritzgymnasiums hatte ihn einst in der Birkigter Schule entdeckt, als dort nach der Wende aufgeräumt wurde und sie auf der Suche nach Unterrichtsmaterial vorbei kam. Sie nahm den Kasten, der immer einen Aufkleber vom Rat der Stadt Freital und die Inventarnummer 31839 trägt, mit.
Rätselhafte Todesumstände: Geschichte für Schüler:innen
So kam der Kopf demnächst an die damalige Mittelschule Oberhermsdorf, später zog er mit seiner Finderin ans Ardenne-Gymnasium nach Freital-Zuckerode und anschließend wurde er im Biologieunterricht gezeigt, dann geriet er in Vergessenheit. Zuletzt lagerte er im Gebäudeteil an der Krönertstraße im Vorbereitungsraum der Biologielehrer, bis er 2017 wieder hervorgeholt wurde. Nun wollen die Lehrer es doch genauer wissen und wendeten sich unteranderem an das staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz. Dort verwies man sie an das Landesamt für Archäologie in Dresden. Als dessen Experten den Kopf röntgen wurden sie stutzig. Der Schädel enthält eine Bitumenfüllung, wie man sie im alten Ägypten verwendete. Zudem liegen über den oberen, sichtbaren Bandagen noch ältere Schichten. Sie schickten die Provenienz zu einem Fachmann in Leipzig. Der ist sich seiner Sache sicher. Rätselhaft bleiben jedoch die Todesumstande. Erlag der junge Ägypter einer Krankheit? Oder wurde er gar hingerichtet, also geköpft? Darauf lässt sich schließen, dass die alten Ägypter komplette Körper – tote Menschen wie Tiere – einbalsamierten. Doch von de Gymnasiumsmumie wurde offensichtlich nur der Kopf für die Nachwelt konserviert. Unklar ist auch, wie die Mumie nach Deutschland und an eine Freitaler Schule gelangte. Kaufte ein Antikensammler einst den Schädel und schenkte ihn irgendwann der Schule? Oder kam der mumifizierte Kopf als Raubgut im Gepäck eines Soldaten nach Deutschland? Geklärt werden kann das vorerst nicht. Fakt ist, dass einige Museen scharf auf das Stück sind. Die Schule hatte entsprechende Anfragen. „Aber der bleibt erst mal bei uns“, sagt Jeanette Ittermann dazu. Ihr schwebt vor, für den Kopf einen würdigen Platz zu schaffen. Denn immerhin, auch wenn ein paar tausend Jahre alt, handelt es sich um einen toten Menschen. „Da bleibt ein mulmiges Gefühl. Man fragt schon, wer der Mann war und was ihm widerfahren ist.“ Schulleiterin Jeanette Ittermann ist deshalb auch nicht auf ein Gruselkabinetteffekt aus, sondern die Wahrung der Pietät. Sie würde sich freuen, wenn der Kopf bei den Schülern ein Nachdenken über den Wert des Lebens, den Umgang miteinander und die Achtung jedes Einzelnen auslösen würde.